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Beitrag vom 11.10.2003
nah und fern
Hilde Meier
"Original Message": Auf der Rückfahrt im Zug nach Chemnitz reflektiert Petra ihre gescheiterte Fernbeziehung zu einer Frau. Die Regisseurin Beate Kunath erzählt ihre eigene Geschichte
Auf dem 19. Berliner Lesbenfilmfest präsentierte Beate Kunath im Rahmen von "Love in blue times" den Kurzfilm "Original Message". Sein Thema ist das Scheitern einer Fernbeziehung, sprachliche Probleme, Nähe und Distanz in einer Frauenbeziehung. Die 36-jährige Ex-Gärtnerin Beate Kunath arbeitet in der Chemnitzer Filmwerkstatt, organisiert das Chemnitzer Schwullesbische Filmfestival und steht ab und an auch hinter einem Kneipen-Tresen.
AVIVA-Berlin: Original Message ist der erste Lesbenfilm über eine Fernbeziehung, den ich gesehen habe. Wie kam es zu dieser Idee?
Beate Kunath: Die Geschichte ist mir streckenweise so passiert. Das ist sozusagen halbbiografisch über meine Beziehung zu einer Amerikanerin. Ich wollte einen Film machen zu dem unterschiedlichen Background, den jede hat, die unterschiedliche Geschwindigkeit des Lebens, die jede lebt.
AVIVA-Berlin: Wie ist dieser Film entstanden?
Beate Kunath: Ich bin Autodidaktin, war nie auf einer Filmhochschule, oder habe Film studiert, aber ich sehe mir sehr gerne Filme an. Irgendwann war ich an dem Punkt zu sagen, ich möchte meine eigenen Geschichten erzählen. Mein Umfeld hat mich ermutigt, meine eigenen Sachen zu machen. Mit Umfeld meine ich die Chemnitzer Filmwerkstatt, einen Verein, in dem sich Leute, die Filme machen wollen zusammenfinden. Bei "Original Message" habe ich Drehbuch, Regie, Kamera und Schnitt selbst gemacht, auch die Nachvertonung, die bei Super 8 sehr aufwendig ist.
AVIVA-Berlin: Wie hast Du Original Message finanziert?
Beate Kunath: Ich arbeite fest in der Chemnitzer Filmwerkstatt und bin Mitinhaberin zweier Kneipen in Chemnitz. Ich habe für "Original Message" keine öffentlichen Zuwendungen erhalten, sondern die Produktion mit meinen Ersparnissen finanziert.
AVIVA-Berlin: Das hört sich nach viel Arbeit an...
Beate Kunath: Ja, aber ich arbeite einfach sehr gerne und die Zusammenarbeit mit anderen Künstlern in der Filmwerkstatt bringt mir viel. Und die Kneipe ist eher ein Ort für Drehbuchrecherche (lacht) und natürlich auch zum Geldverdienen und die Möglichkeit zum Sparen, um eigene Produktionen zu machen. Ich bin kein Mensch, der über ein Jahr auf Förder-Geld warten kann. Wenn die Idee da ist, dann muss es dann auch sofort werden, ich bin da sehr ungeduldig.
AVIVA-Berlin: Frauenbeziehungen, Fernbeziehungen, da ist die Problematik Nähe und Distanz thematischer Dauerbrenner.
Beate Kunath: Ja, das hatte ich auch bei diesem Film in der Produktion gemerkt: Es geht um den Moment, in dem man lebt. Man darf nicht sagen, es wäre schön, wenn...
Man muss den Moment auskosten, jeden Tag und sich nicht zu sehr in irgendwelche Hoffnungen und Wünsche reinsteigern. Es ist wie es ist, man kann das schlecht beeinflussen.
AVIVA-Berlin: Original Message ist auf englisch gedreht...
Beate Kunath: Es geht um die Beziehung einer Amerikanerin mit einer Deutschen. Wenn jede eine andere Sprache spricht, kommen Missverständnisse schneller auf, Worte werden anders interpretiert und das in Deutsch zu machen, ging einfach nicht. Die Emails wurden ja auch in Englisch geschrieben.
AVIVA-Berlin: Mit welchen Erwartungen nimmst du am Lesbenfilmfest teil?
Beate Kunath: Naja, "Original Message" ist jetzt zum ersten Mal außerhalb von Berlin gelaufen. Es ist schön, einen Film vor einem Publikum laufen zu lassen, das man nicht kennt und ich bin überrascht, wie gut er ankommt. Das bestärkt mich natürlich, dass ich einen guten Film gemacht habe.
Ja, was erhoffe ich mir davon? Dass er gezeigt wird und das er den einen oder anderen auch anrührt.
Original Message
Drehbuch, Regie, Schnitt: Beate Kunath
Chemnitzer Filmwerkstatt
Deutschland, 2002
18 Minuten
Super 8
engl. mit dt. U
www.filmwerkstatt.de